Unbekannte Seiten

Veröffentlicht am 19. September 2008



Süddeutsche Zeitung Magazin

 

In Romy Schneiders Gesicht konnte man lesen wie in einem Buch, sagen manche, die sie kannten. Für die, die sie nie kennenlernen durften, gibt es immerhin Bücher. Am 23. September wäre Romy Schneider 70 Jahre alt geworden, und die Aufmerksamkeit, die das Schicksal dieser Schauspielerin entfacht, hat immer noch nicht nachgelassen. Etliche Bücher und gleich zwei Kinofilme haben sich nun vorgenommen, ihrem Leben gerecht zu werden. Das Rätsel Romy aber wird dadurch nicht kleiner: Da liest man einerseits, dass sie immer nur sich selbst gespielt habe, aber dann auch, dass die vielen Rollen, in die sie geschlüpft sei, ihre Selbstaufgabe beschleunigt hätten. Dass die Schauspielerin von den Paparazzi wie Freiwild gehetzt worden sei; dass sie die Fotografen aber auch ihrerseits verfolgt und ihr persönliches Leid öffentlich ausgestellt habe. Romy, die Täterin. Romy, das Opfer. Und zwischen diesen beiden Positionen schwanken erst recht die Interpretationen ihres Liebeslebens: Von „windigen“ Männern ausgebeutet, sei die Schauspielerin letztlich an einer „Überdosis Weiblichkeit“ gestorben, behauptet Alice Schwarzer. Jürgen Trimborn dagegen sagt: „kein Opfer der Männer! Romy war eine Frau, die zeitlebens bewusst mit dem Feuer spielte und schließlich von den Flammen verschlungen wurde.“ Wenn über Romy Schneider gesprochen wird, scheinen Pathos und Widerspruch immer schon da zu sein. So wie im wahren Leben der Schauspielerin, die bereits als 17-Jährige in ihr Tagebuch schrieb: „Ich bin halt ein Nerverl. Mir ist alles zuzutrauen.“

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Kerstin Susanne König
Berlin
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