Udo Walz, Gott erhalt’s! (Feuilleton-Kolumne „Pro und Contra“)

Veröffentlicht am 6. April 2008



Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Pro.

Neulich habe ich Udo Walz einfach angerufen; schon nach wenigen Minuten rief er zurück. Er ist die Auskunftsbereitschaft in Person und hat auch viel zu sagen: Zehn Ponyfrisuren schneidet er am Tag, da gibt es diese und jene Variante; besonders der kompakte Bang-Pony sei im Moment gefragt, der Fransenlook dagegen passé, es komme wieder mehr Volumen ins Spiel, der großen Föhnwelle à la Farah Fawcett aus „Drei Engel für Charlie“ stehe das Comeback bevor. Und so weiter und so fort. Auf mein „Hilfe, zu schnell!“ reagierte er mit freundlicher Verlangsamung, so dass ich alles mitschreiben konnte. Der Mann hat nämlich ein Herz für Frauen, auch wenn sie nicht so berühmt wie seine Kundinnen Sabine Christiansen und Angela Merkel sind. Ihm allein ist es übrigens zu verdanken, dass die Frisur der Kanzlerin im Laufe der Jahre so weit an Form hinzugewonnen hat, dass sie ihren Kopf bei Staatsbesuchen selbstbewusst präsentieren kann – vielleicht nicht neben Carla Bruni, aber doch immerhin neben der Queen. Seine Schnitte halten dem internationalen Vergleich schon seit bald vierzig Jahren stand. Kein Wunder, dass der Papst ihm demnächst eine Audienz gewähren wird. Da soll er dann eine Lanze für die Homo-Ehe brechen, aber auch andere Fragen könnten eine Rolle spielen: Kann man das Papstmobil nicht doch mal frisieren? Was, wenn Hillary Clinton im letzten Fernsehduell einen ihrer vielen „bad hair days“ hat? Steht dem Dalai Lama die Glatze gut zu Gesicht? Hat Jesus eine Außenwelle à la Farah Fawcett getragen? Sind lange Bärte ein Zeichen für hohe Gewaltbereitschaft? Das Gute ist, dass Udo Walz zu allen gewichtigen Fragen etwas zu sagen hat. Dafür danke ihm Gott.

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Kerstin Susanne König
Berlin
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