Das perfekte Wochenende: Essaouira

Veröffentlicht am 18. Februar 2007



Süddeutsche Zeitung Magazin

Essaouira ist nicht größer als Passau, aber unsere Unterkunft finden wir trotzdem nicht. Eine Stunde lang ziehen wir unsere Rollkoffer durch die Altstadt, bis sich endlich ein marokkanischer Junge erbarmt und uns durch ein Labyrinth aus Gassen zum Hotel bringt. Als wir nach Kleingeld suchen, winkt er ab und verschwindet um die nächste Ecke. Am Tag  zuvor in Marrakesch hatten uns zehnjährige Kinder noch ausgestreckte Mittelfinger vor’s Gesicht gehalten, als das Trinkgeld zu knapp ausgefallen war.

Ein Wochenende in der Hafenstadt Essaouira gestaltet sich da entspannter: In den Straßen verkaufen kleine Jungs Tempotaschentücher an Leute wie uns und große Jungs Haschisch an britische Surfer. An jeder Ecke gibt es diesen Hippie-Tand, Stoffe, Schmuck, Holzarbeiten, aber auch frische Kräuter und Arganöl, ein ziemlich teures Speiseöl, das von Gourmet-Köchen geschätzt wird. Als Glücksgriff erweist sich unser Hotel Lalla Mira mit seiner Dachterrasse und einem Bio-Restaurant, in dem frischer Fisch aus dem Atlantik serviert wird. Die Betten sind aus dunklem Holz, die orientalischen Lampen tauchen alles in regenbogenfarbenes Licht, und im Schrank hängen zwei Bademäntel für das Hammam, das mehr ist als ein Wellness-Bereich. Boden und Wände bestehen aus türkisfarbenen Mosaiken, über uns wölben sich Rundbögen. Die Musik kommt nicht aus Bang & Olufsen-Boxen, sondern direkt aus dem Mund der dicken Masseuse, die während der Behandlung eine Melodie vor sich hin singt.

Zu Abend essen wir im Taros, einem französisch-marokkanischen Hafenrestaurant mit Meerblick und trinken zur Nachspeise, wie ständig in Marokko, frisch aufgebrühten Minztee im Maison du Sud, einem Gasthof aus dem 18. Jahrhundert. Wer sich irgendwann an Fisch satt gegessen hat, kann auch im Joli Coin vorbeischauen, einem Eck-Imbiss mit sehr guter Pizza. Neben dem Fischmarkt hat die kleine Hafenstadt noch eine weitere Attraktion: Orangensaft. Den gibt es an Ständen für 30 Cent zu kaufen, frisch gepresst und so süß, dass auch Julia Roberts nicht nein sagen konnte. Ein Saftverkäufer erzählt uns stolz von seiner Begegnung mit ihr, als sie vor einigen Wochen in Essaouira mit Tom Hanks vor der Kamera stand. Mit soviel Vitamin C im Körper trauen wir uns sogar ins Meer. Zwar ist es so kalt, dass nur Surfer in Neoprenanzügen und ein paar Kamele am Strand liegen, aber wir wissen ja: Gleich bekommen wir wieder Minztee zum Aufwärmen!

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Kontakt

Kerstin Susanne König
Berlin
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